2.5. ITALIEN

 

In Italien ist die allgemeine Situation in Bezug auf Behinderung und Zugänglichkeit durch nationale/regionale Gesetze und Maßnahmen, einschließlich des verfassungsrechtlichen Schutzes seit den 1960er Jahren, offenbar gut abgedeckt. Die Rechtsvorschriften zu Behinderungen sind vielfältig (zwei Grundrechte: Recht auf Gleichheit, Recht auf Gesundheit).

Das Land hat das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (L°18 von 2009) ratifiziert und damit seinen Standpunkt in verschiedenen Bereichen geändert: Anerkennung von Behinderungen, mehrdimensionale Bewertung für den Zugang zu Dienstleistungen und Leistungen, Planung von Behindertenpolitik usw.

Behinderte Menschen sind nicht mehr nur Adressaten der Wohlfahrtspolitik, sondern werden zu Beteiligten  der nationalen, regionalen und lokalen Politik.

Im wirklichen Leben stoßen Menschen mit Behinderung jedoch häufig auf Schwierigkeiten, die auf Vorurteile anderer Menschen, architektonische Barrieren oder fehlende Strukturen zurückzuführen sind, die ihnen Autonomie ermöglichen.

 

Derzeitige Situation

Bildung

Menschen mit Behinderung haben das Recht, ihren eigenen Bildungs- und Berufsweg zu wählen und werden von klein auf bis zur Universität individuell gefördert. Leider erhält das Kind nicht immer die ihm zustehende Anzahl von Förderstunden.

Beschäftigung/Finanzielle Gleichstellung

Eine große Zahl von Menschen mit Behinderung ist arbeitslos: 35,8 % sind arbeitslos im Vergleich zu 57,8 % der Menschen ohne Behinderung.  Die meisten Privatunternehmen scheinen lieber auf Steuervorteile zu verzichten, als Menschen mit Behinderung einzustellen. Es gibt etwa 2.300.000 Familien mit mindestens einer behinderten Person, die gezwungen sind, für Dienstleistungen zu zahlen, weil die öffentliche Unterstützung nicht ausreicht, um die individuellen Bedürfnisse zu erfüllen.

Gesundheitspflege

Obwohl das Recht auf Gesundheit für alle Menschen anerkannt ist (z. B. allgemeine Gesundheitsversorgung, Rehabilitationshilfe usw.), sehen sich Menschen mit geistigen und kognitiven Behinderungen immer noch mit einigen Schwierigkeiten bei der medizinischen und stationären Versorgung konfrontiert: Die Krankenhausabteilungen sind nicht darauf vorbereitet, und ihr Personal ist nicht immer in der Lage, mit besonders schwierigen Situationen umzugehen.

Soziales Leben und Zugänglichkeit

Fast 80 % der Menschen mit Behinderung sind nicht erwerbstätig, und eine Million von ihnen führen diese Entscheidung auf ein Gesundheitsproblem zurück, das auf das Fehlen einer geeigneten Infrastruktur zurückzuführen ist. Das Gesetz 104/92 wird beispielhaft erwähnt, da es verschiedene Aspekte der Eingliederung von Menschen mit Behinderung betrifft: Wohnungsdienstleistungen, Transport, Beseitigung baulicher Hindernisse, Steuerermäßigungen usw.

 

Bewährte Verfahren in Italien

  1. Ein wertvolles Netzwerk (2014-2017)

Das Valuable Network ist ein europäisches Netzwerk von sozial verantwortlichen Unternehmen des Gastgewerbes. Es wurde im Rahmen des Erasmus+-Projekts “On my own…at work” gegründet. Eine Gruppe von Behindertenverbänden, Universitäten, Hotels und einer Stiftung für Chancengleichheit konzipierte, entwickelte und testete die drei Instrumente, die nun durch das Netzwerk gefördert werden:

– eine App für Auszubildende/Arbeitnehmer_innen  mit geistigen Behinderungen,
Videos für ein gutes Verhältnis zwischen Menschen mit geistiger Behinderung und ihren Kolleg_innen,
– und ein E-Learning für Führungskräfte des Gastgewerbes, mit dem die Bemühungen des Unternehmens um berufliche Eingliederung zertifiziert werden sollen (3 verschiedene Gütesiegel für unterschiedliche Grade des Engagements: Bronze, Silber, Gold).

 

  1. Berufliche Eingliederung von Menschen mit psychischen Problemen durch Pflege der Beziehungen innerhalb des Unternehmens und zu den Stakeholdern/index.php

Die Genossenschaft Il Portico wurde 1984 mit dem gemeinsamen Ziel gegründet, einigen Betreiber_innen des psychiatrischen Tageszentrums in Passirana (Rho), einigen Psychiatriepatient_innen und einigen Familienmitgliedern Unterstützung bei der sozialen Eingliederung durch die Bereitstellung eines stabilen und geschätzten Arbeitsplatzes zu bieten. Das Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten hat sich diversifiziert, und heute werden neben Menschen mit psychischen Problemen auch andere unterschiedlich gefährdete Personen von der Genossenschaft beschäftigt. Dies war dank der Beziehungen zu öffentlichen Akteur_innen (z. B. Krankenhäuser, Gemeinden) und privaten Akteur_innen (z. B. lokale Unternehmen, Stiftungen) möglich. Derzeit bietet die Genossenschaft 320 Menschen Arbeit, von denen sich 140 in einer prekären Situation befinden.

  1. HAKUNA MATATA 2.0

An dem zehnmonatigen Projekt, das von der Vereinigung Amici di Galiana Onlus gefördert und von Project Tuscia begleitet wurde, nahmen 11 junge Menschen mit Behinderungen und psychischen Störungen im Alter von 18 bis 35 Jahren teil, um ihnen neue Fähigkeiten im Agrarsektor zu vermitteln. Die an dem Projekt beteiligten Unternehmen sind alle Teil des Sol.Care Bio-Social Agriculture Netzwerks.

2.5. ITALIEN
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